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Doom für Deutschlandradio Kultur

21. Juni 2016 von marcus richter

Doom Marine

Bei Deutschlandradio Kultur darf ich mittlerweile regelmäßig Videospiele rezensieren. Trotzdem war ich mir nicht ganz sicher, ob so ein Spiel wie Doom nicht doch etwas zu …blutig? …nerdig? …krass? ist. Weit gefehlt, am 21. Mai lief in Breitband mein Beitrag.

Das freut mich nicht nur, weil es eben zeigt, wie vielfältig und normal Computerspiele auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mittlerweile sein können, ich hatte auch besonderen Spaß daran, meiner Zwiespältigkeit angemessen Ausdruck geben zu können:

http://media.blubrry.com/diewahrheit/blog.richter.fm/radio/160521-Doom.mp3

Podcast: Play in new window | Download (Duration: 6:03 — 5.5MB)

Subscribe: RSS

Für die technisch Interessierten: Ich habe meine beiden Stimmen mit verschiedenen Mikrofonen aufgenommen: einem Sennheiser MK4 (pro) und einem Sennheiser MD21 (contra).


ANMODERATIONSVORSCHLAG: Es gab mal eine Zeit, da hießen Egoshooter nicht Egoshooter, sondern Doom-Likes oder Doom-Klone. Das ist schon eine Weile her – Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts (1993) – aber damals war Doom eine Revolution.

Nicht der erste Egoshooter – aber der erste Erfolgreiche, vor allem technisch und spielerisch revolutionär. Seitdem ist eine Weile vergangen, immer mal wieder gab es Nachfolger. Den letzten jetzt gerade.

Eigentlich der vierte Teil, aber er heißt einfach nur: Doom. Ist das ein Zeichen für Kompromisslosigkeit und Selbstbewußtsein? Oder einfach nur der Versuch mit dem Namen einer Legende Geld zu machen? Marcus Richter ist sich da nicht ganz mit sich selbst einig.

BEITRAGSTEXT:

“Sie sind wild brutal, unerbittlich, ohne Gnade. Aber du. Du wirst schlimmer sein! Reiße und zerfetze, bis es vollbracht ist!” + Aliengeräusche + Schüsse

40 Sekunden. Es dauert nur 40 Sekunden vom Spielstart bis ich zum ersten Mal einem Alienzombie ins Gesicht schieße. Hintergrundgeschichte? Egal. Ortsbeschreibung? Egal. Feindbild aufbauen? EGAL! Ein Raum voller Blut, ein paar Alienzombies, eine Pistole. Mehr braucht Doom nicht.

“Willkommen in der Marsstation der UAC. In dieser Bergbau- und Forschungsanlage werden täglich die Grenzen unserer Imagination auf die Probe gestellt.”

Die Grenzen der Imagination, na darum brauchen sich Doom-Spieler keine Sorgen zu machen. Während andere Egoshooter elaborierte Spielwelten und motivierende oder zumindest bemühte Hintergrundgeschichten aufbauen, gibt sich Doom mit der blanken Gewalt zufrieden. Vielleicht hätte irgendjemand Bescheid sagen sollen, dass wir mittlerweile 2016 haben?

“Willkommen bei der UAC. Jetzt seit 221 Tagen ohne Unfall.”

So ein Unsinn! Doom hält der von der Killerspieldebatte verwirrten und mit Millionenbudget satten verweichlichten Egoshooterbranche mit Hollywoodambitionen den Spiegel vor und sagt: Seht her! Doom muss sich nicht verstecken. Doom weiß worum es geht. Doom besinnt sich auf die Essenz des First-Person-Shooters: Doom ist zurück!

“Die Höllenenergie ist dank unser Wissenschaft nutzbar und sicher und wir haben eine Energiekrise gelöst!”

Und von wegen keine Geschichte! Es geht um den Menschen, die schlimmste Gefahr, die dem Universum droht. Um Energie, die direkt aus der Hölle gewonnen wird. Das führt natürlich dazu, dass Dämonen die Welt überrennen, und der Hauptheld sie alle abschießen muss. Der Mensch, der sich selbst aus Gewinnsucht in Lebensgefahr bringt, das ist nicht nur eine Geschichte, das ist die Geschichte!

“Du hast keine Ahnung, was du da gerade getan hast.”

…und anscheinend auch wovon du redest. Das ist doch Zeug aus dem letzten Jahrhundert, die Anti-Atomkraftbewegung-Bewegung als Egoshooter. Lächerlich. Keinem anderen Spielen würde man so ein Story-Feigenblatt durchgehen lassen und derartig erhöhen und überinterpretieren. Und alles nur, weil “Doom” draufsteht und deswegen alle ganz nostalgisch sind.

“Ich glaube an Ehrlichkeit. Vor allem jetzt.” + Seichte Musik

Ja. Es stimmt. Ich erinnere mich noch. 1993. Ich hatte damals einen Amiga, keinen PC. Ich konnte also kein Doom spielen, ich konnte nur in Spielezeitungen davon lesen, weil ich nicht die richtige Hardware hatte. Aber es war klar: Hier passiert etwas Besonderes. Das hat sich über die Jahre erhalten. Ich habe neulich einen 20-jährigen getroffen, der mit Doom – allerdings dem dritten Teil – eine ganz besondere Spielerfahrung verbindet. Doom ist nicht nur ein Spiel, Doom ist eine Sozialisation.

“Was hier in der Einrichtung geschehen ist, dass ist der Preis für den Fortschritt”

Deswegen heißt Doom auch einfach Doom und nicht Doom 4. Oder Doom: Die Wiederauferstehung. Doom ist eine Art Reboot, Remake. Keine Fort-setzung, sondern eine Über-setzung in die aktuelle Zeit.

SFX Kampfgeräusche, Zermalmen, Schreie

Eine Übersetzung, die sich darin gefällt, dass man durch immer gleich aussehende Level rennt und Monstrositäten ins Gesicht schießt, ihre Köpfe mit der blanken Faust zermantscht oder sie in der Mitte auseinander reißt?

SFX Kampfgeräusche cont./Wechsel zu Windgeräuschen

1.) Zugegeben, die Level sind zwar alle marsrote Wüste, industrielle Anlagen oder Höllenhöhlen – aber die Architektur ist bahnbrechend! Man kann – anders als in anderen Shootern – viele verschiedene Wege nehmen, Verstecke entdecken und seine Höhenangst ausleben. Immer wieder muss man über tiefe Schluchten springen, in gefährlichen Höhen entlangklettern, immer den Abgrund im Auge – sehr eindrucksvoll.

2.) Ja, die Gewalt ist banaler Splatter dessen Effekt nach 5 Minuten verbraucht ist. Am Anfang ist es vielleicht schockierend, wenn ein Alienzombiekopf in den eigenen Händen zerplatzt, aber das geht schnell vorbei. Ich habe mich in etwa so viel gegruselt, wie wenn man eine Badewanne roter Farbe über mich ausgegossen hätte.

Und 3.) Der blutige Nahkampf, den Doom zelebriert, ist nicht nur Selbstzweck: Nur wer die Monster von Hand erlegt, erhält Heilenergie. Auch hier bricht Doom mit einem derzeit modernen Shooter-Trend: Statt aus der Deckung zu feuern und sich langsam vorzutasten, muss man immer mitten ins Geschehen. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber funktioniert als sportliche Herausforderung sehr gut.

“Nimm es. Es wird dich stark machen. Dir auf deinem Weg helfen. Wenn du den Energiestoß überstehst.”

Alles in allem also ein solider, sehr gut gemachter Egoshooter mit berechenbarem Hang zu Gewaltexzessen und Projektionsflächen für die eigene Gamingsozialisation?

Das könnte man so sagen. Und jetzt wüsste ich gerne, wo meine Kettensäge ist.

SFX Kettensägegeräusch

ABMODERATIONSVORSCHLAG: Marcus Richter und Marcus Richter im Gespräch über Doom. Falls Sie die Neuausgabe der Shooterlegende ausprobieren wollen: Doom ist für Windows-PC, XBox One und Playstation 4 erschienen, ab 18 Jahren freigegeben und kostet ca. 60 Euro

Kategorie: Radio Stichworte: Breitband, Deutschlandradio Kultur, doom, Egoshooter, rezension

Kommentare

  1. Chris meint

    14. November 2016 um 17:01

    Meiner Meinung nach ein tolltes Game – jedoch kommt es nicht an den Original-Klassiker der 90er Jahre.
    Jenes konnte man die ganze Nacht durchzocken ohne dass einem langweilig wurde.

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