Eine Frau und ein Mann. Feminismus und Heavy Metal. Ideale Welten und reale Welten. Unterschiedliche Realitäten und gemeinsame Werte. Sollte man das Wort Feminismus lieber durch was Neues und Fescheres ersetzen? Und was hat das mit Deodorants zu tun? So viele Fragen! Dazu sehr viele Abschweifungen – über Pech und Glück und die doofen Strukturen. Und natürlich über Sex!
Malik hat sich für diese Folge mit Katrin Rönicke getroffen, die nicht nur über Feminismus bloggt, twittert und podcastet, sondern auch noch ein Buch zum Thema geschrieben hat: „Bitte freimachen – Eine Anleitung zur Emanzipation„.
Podcast: Play in new window | Download (Duration: 2:30:52 — 103.7MB)
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Die Sendung im Detail:
- Feminismus – das Wort als Hürde
- Finden wir Männer und Frauen unterschiedlich?!
- Anfeindungen
- Sexismus daily: @everydaysexism
- Sex – makelovenotporn.tv
- „Come as you are“ thedirtynormal.com bzw. deutsch (mit doofer Titelübersetzung) bei Amazon und Cindy Gallops Vortrag auf der Re-Publica
- Was ist „intersektional“? – Erklärt im erscheinungsraum.de
- Pro-Frau denkende Männer und Hürden
- Kaddas Interview beim Deutschlandfunk
- Kaddas Podcast: lila-podcast.de
- Mehr Podcast mit u.a. Malik: derweisheit.de
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die Kadda meint
Top Gesprächspartner, gerne wieder!
(ich abonniere nur die Kommentare ;))
Malik meint
Krchrchr 😄 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Ich danke nochmal. Ein sehr schönes Gespräch, gestern noch mal ein Großteil gehört.
Joram meint
Schöner Podcast (ich bin noch nicht ganz durch)
Ich habe eine Frage, die ich nicht vergessen möchte:
Was haltet Ihr von biologischen Unterschieden auf molekularer Ebene, insbesondere hormonell? Testosteron und Östrogen, neben anderen, haben einen großen Einfluss auf die Psyche. Manche Frauen erfahren das, wenn sie die Pille nehmen oder absetzen oder in den Wechseljahren, Menschen, die ihr Geschlecht biologisch wechseln wollen, erfahren das auch. Es gibt Studien, die verbinden Hormonspiegel mit Verhalten, bspw. wurden in sehr erfolgreichen (sprich aggressiven) Wall Street Brokern erhöhte Testosteronspiegel gemessen. Natürlich sind die Rückschlüsse nicht so einfach und direkt zu ziehen, wie sie gerne kommuniziert werden, aber dennoch haben die Hormonspiegel einen Einfluss auf das Verhalten. Wie verbindet sich das mit der (von manchen FeministInnen getragenen) Auffassung, das alle Menschen, unabhängig des Geschlechts, gleich sind? Ich habe immer wieder gelesen, das biologische Geschlecht sei genauso ein Konstrukt wie das Soziale. Sagen das nur ein paar HardlinerInnen oder ist da was dran?
Meine Meinung zu dem Thema ist: Es gibt Verhaltensmuster, die hormonell bedingt geschlechtsspezifisch stärker auftreten. Tendenziell sind Männer aggressiver, da sie mehr Testosteron haben. Aber es ist eben nur eine Tendenz, die sich nicht als Grundlage eignet alle Männer (oder Frauen) für unfähig oder fähig zu erklären. Denn dafür gibt es zu viele Ausnahmen von der Regel. Wenn man/frau aber behauptet, diese Biologie existiere nicht, schadet das der Sache, weil Anti-Feministinnen dann leicht auf die Studien zeigen können und aus dem einen Fehler eine grundlegend fehlerhafte Anschauung extrapolieren.
Ich freu mich auf Eure Meinung zu dem Thema und höre jetzt erstmal den Podcast fertig.
Malik meint
Also ich seh das so wie Du. 🙂
Pterry meint
Gerade bei den Hormonen ist Ursache und Wirkung nicht eindeutig belegt. z.B. beim Testosteron könnte es sehr gut sein, dass aggressives oder risikofreudiges Verhalten erst zur Ausschüttung dieses Hormons führt und die Beweisführung sozusagen umkehrt. Mit den derzeitigen Tests kann man das schlecht messen, weil der Prozess im Körper einfach zu schnell abläuft.
Auch bei Leuten, die eine Transition machen, können die Unterschiede, die im Verhalten auftreten nicht unbedingt durch die Hormone hervorgerufen werden sondern zB dadurch, dass psychsiche Schranken fallen, weil man sich plötzlich aus einem anerlernten Verhaltensmuster befreit oder einfach nur dadurch, dass man weiß, dass man diese Hormone nimmt und genauer auf sein Verhalten achtet. Das ist einfach schlecht zu trennen. Ich würde die Rolle der Hormone einfach primär rein körperlich definieren, also dass Testosteron männlichen Haarwuchs anregt etc. Auch innerhalb der biologischen Geschlechter gibt es hier im Hormonspiegel UND der Reaktion darauf große individuelle Schwankungen. (Frauen haben auch Testosteron, weil Östrogen daraus gebildet wird. Umgekehrt ist Östrogen ein Abbauprodukt von Testosteron bei Männern.)
Michael meint
Die Ansicht kann ich teilen. Was man bis jetzt diskutiert ist ja im Wesentlichen Korrelation. Aber ob es da eine Kausalität gibt und in welche Richtung ist eine andere Frage, die sich so leicht nicht beantworten lässt.
So gibt man Männern mit Prostatakrebs beispielsweise auch Östrogen, was das Tumorwachstum anscheinend behindern kann (biologische Reaktion) – meines Wissens, ohne dass diese Männer direkt „Frauen“ werden. Da müsste dann also noch mehr dazu gehören.
die Kadda meint
ich bin ganz bei Pterry. ich glaube, man weiß einfach immer noch zu wenig und halte es für am wenigsten schädlich, erst einmal alles für möglich zu halten 🙂
Michael meint
Vielen Dank für den (lange angekündigten) Podcast!
Nun habt ihr so viele Themen angerissen, zu denen mir auch immer noch ein Kommentar eingefallen ist, dass ich im Prinzip schon wieder alles vergessen habe, was ich sagen wollte. 😉
Ich stimme euch definitv praktisch vollkommen zu.
Auch ich bin totales Westkind (anscheinend nur ca. 40km östlich von Malik aufgewachsen). Obwohl meine Mutter zur Kinderbetreuung fast 12 Jahre lang ihren Job hat ruhen lassen und mein Vater nie gekocht oder Wäsche gewaschen hat (vereinfachte Darstellung, trifft es aber sehr gut), haben sie mir irgendwie die Idee der Gleichberechtigung beigebracht. Für mich war das von Anfang an selbstverständlich. Natürlich tappe ich ständig in irgendwelche Vorurteile, merke das aber doch hoffentlich relativ oft. Solche Podcasts wie eurer helfen mir dabei, noch mehr davon zu erkennen.
Wenn ich zurück denke, dann ist mir von meinen Eltern auch nie das Signal gegeben worden, dass ich nicht mit „Mädchensachen“ spielen darf. So hatte ich beispielsweise auch Puppen. Das hat dann aber das weitere soziale Umfeld besorgt. So erinnere ich mich konkret, dass ich zu Grundschulzeiten (1. Klasse?) mal Nagellack auf einem Finger hatte, weil mich das irgendwie fasziniert hat. Eine tiefere Bedeutung hatte ich dem überhaupt nicht beigemessen, meine Mutter hatte es aber wohl schon geahnt: Sofort am nächsten Tag wurde von den anderen Kindern in der Klasse meine Identität in Frage gestellt („du bist ein Mädchen“, etc.). Unterstützung oder Akzeptanz gab es keine. Damals konnte ich damit absolut nicht umgehen, habe den Nagellack schnellstmöglich entfernt und nie wieder „Mädchenkram“ gemacht.
Einige der Themen frustrieren mich beim Zuhören richtig, gerade wenn es um Vorurteile und Alltagssexismus geht.
Zu euren Karnevals- und Clubgeschichten fiel mir sofort die aktuelle Diskussion um Neujahr in Köln ein: Auf einmal tun alle so, als würden bei „uns“ nicht ständig Frauen ungefragt angefasst. Jetzt, wo es Ausländer gemacht haben, ist es auf einmal ein Thema und alle finden es schlimm. Und gerade im (kölner) Karneval scheint das ja leider seit Ewigkeiten trauriger Standard zu sein. Das ist eine Scheinheiligkeit, die mich wirklich frustriert.
Was die Diskriminierung von Männern angeht, so sehe ich die durchaus auch. Natürlich ist das nicht mit dem zu vergleichen, was Frauen sich täglich antun müssen, aber das heißt nicht, dass es kein Problem ist oder dass Frauen nicht zu Diskriminierung fähig sind (einige scheinen das tatsächlich zu denken).
Insbesondere sehe ich das Problem im Bereich Pflege und Kinderbetreuung: Als Vater versuche ich mir die Kinderbetreuung mit meiner Frau wirklich fair zu teilen. Wenn ich allerdings mit meinem Sohn alleine irgendwo hin gehe (Tagesbetreuung, Kinderarzt), dann habe ich schon den Eindruck, komischen Blicken ausgesetzt zu sein und dass mir jegliche „Kinderkompetenz“ abgesprochen wird. Um mich rum sind dann quasi nur Mütter und auch männliche Kinderbetreuer/Tagesväter kann man praktisch nicht sehen.
In meinem Zivildienst war ich bei einer ambulanten Tagespflegeeinrichtung. Dort gab es genau einen männlichen Altenpfleger. Und der hatte wirklich Probleme, eine Tour zu planen, weil viele nicht von einem Mann gepflegt werden wollten – Männer UND Frauen. Auch ich selbst habe diverse Male beim Baden von Patienten geholfen – allerdings bei keiner einzigen Frau. Die Vorurteile und Verhaltensmuster sitzten da leider sehr tief.
Zum Thema Arbeit und Kinder: Ich arbeite im öffentlichen Dienst und bin schon sehr froh, dass Männer und Frauen dort einfach ohne Diskussion gleich bezahlt werden und jeder weiß auch grob, wie viel das ist. Erfahrungen in der „freien Wirtschaft“ habe ich nie gemacht.
Auch bei der Kinderbetreuung habe ich da insofern Glück, als dass mein Arbeitgeber ein familienfreundliches Image pflegen möchte. Meinen Wunsch, einige Tage pro Woche von daheim zu arbeiten, konnte also keiner ernsthaft ablehnen. Trotzdem habe ich deutlich das Augenrollen meiner direkten Vorgesetzten gesehen, als wir das diskutiert haben. Einer Frau/Mutter passiert das glaube ich so nicht, da wird das einfach erwartet.
Malik meint
Danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Meine Erfahrungen im Zivi (Pflegethema) waren auch da wieder naiv simpel: ich hab nie erfahren oder den Eindruck gehabt, dass irgendwer mich abgelehnt hätte, weil ich jetzt ein Mann war. Und ich rede auch von waschen in Intimzonen, was für die Personen sicherlich ein schwierige Intimitätsgratwanderung ist. Meine Haltung war da immer, den anderen möglichst die Peinlichkeit zu nehmen und es selbstverständlich zu tun, vielleicht hat das die Unkompliziertheit ermöglicht.
Mein Verdacht wächst: viele Sexismus und auch Rassismus-Probleme habe ich nicht erlebt oder reduzieren sich in meiner Umgebung scheinbar, sodass ich in einer Bubble aus mehr oder weniger eher besserem Miteinander zu leben scheine. Ich bin jemand, der sehr deutlich seine Meinung sagen kann, was sicherlich dazu führt, dass manch einer sich den Kommentar spart, den er/sie anderswo vielleicht gebracht hätte. Außerdem sucht man sich ja keine Freunde bei der AfD oder so. Bubble bubble bubble.
Ich habe einen arabischen Namen – ich hab noch nie Rassismus mir gegenüber erlebt. Nicht in der Kindheit, nicht in der Jugend, Arbeit, egal. NIE. Ich kann mir nur erklären, dass es mit meinem Auftreten zu tun haben muss (das nat sehr rheinländisch ist, also keine ausländischen Sprachmerkmale) … oder so. Ich bin da aber etwas ratlos. Ein bisschen fühle ich mich wie ein Astronaut, der in seiner ISS sitzt und nie den Weltraum wirklich anfassen kann, von dem immer alle reden. Nun, das führte ja dann auch zu diesem Podcast.
Michael meint
Also beim Zivi habe ich mich ja auch nicht persönlich abgelehnt gefühlt. Aber ich bin halt auch einfach nie gefragt/eingeteilt worden, Frauen beim Waschen zu helfen. Für Männer halt schon. Es ist jetzt auch nicht so, dass ich das so toll fand, dass ich mich drum gerissen hätte – es mit mir nur aufgefallen. Für den männlichen Pfleger war es aber definitiv ein Problem, dass er aktiv abgelehnt wurde.
Malik meint
Da wir 70 % Patientinnen hatten, Wäre das ziemlich schwierig geworden. Der eine männliche Pfleger hat nie sowas mir gegenüber erwähnt und gesehen habe ich das auch nicht. Insgesamt waren wir etwa zehn.
Pterry meint
Ich habe letztens bei der Suche nach eine Metalband diese Website gefunden und fand sie sehr spannend: http://www.metaladies.com/all-female-metal-bands/
Besonders fiel mir auf, dass viele der Bands aus Süd- oder Mittelamerika kommen.
Sarah meint
Die Seite ist wirklich gut gemacht, leider gibt es die Alben der Damen oft nicht (mehr) zu kaufen, zumindest nicht von Deutschland aus.
Nochmal generell zum Podcast: Danke für die tolle Folge! Ich als Metallerin und Feministin kann das, was Malik über die Szene sagt nur bestätigen. Metal war für mich immer sehr empowernd, im Gegensatz zu meinen Alltagserfahrungen oder eben oft auch im Internet. Als Frau, die Metal hört, gehörst du einfach mit dazu, selbst wenn du nachts besoffen nackig über den Festival-Zeltplatz laufen würdest. 😉
Malik meint
Aber das würde frau natürlich niemals niemals tun!
Sarah meint
Niemals!
Leonie meint
Hallo,
Danke für die Folge!
Ich würde gerne anregen, bei weiteren tollen Folgen darauf zu achten, dass elektronische Geräte keine störenden Plingpling-Geräusche machen. 🙂
die Kadda meint
sorry! ich hab meinen Mac noch recht neu und erst nach der Aufnahme gelernt, wie ich die Benachtichtigungen ausmache. alle mobilen Geräte waren im Flugmodus, aber … kommt nicht wieder vor. bin zum Glück noch lernfähig 🙂
Malik meint
Menno, da haben wir stundenlang gesampelt und getüftelt, damit alles viel mehr dieses Sci-Fi Feeling hat! WIR SIND ENTERPRISE!
Hannes meint
Diese Folge war alles andere als Kaddastrophal,
sie war einMalik 😉
Malik meint
😄 Thx!
heibie meint
Eine Anmerkung zu der von Malik beschriebenen Metal-Szene:
Ich war vor kurzem auf einem Life of Agony Konzert. Der Sänger Keith Caputo ist mittlerweile Mina Caputo. Das war an dem Abend meiner Beobachtung nach aber nirgendwo im Publikum Thema. Keine doofen Bemerkungen, keine blödes Grinsen oder Tuscheln im Publikum. Überall nur gereckte Fäuste, die die alten Hits abgefeiert haben.
Meine Erfahrungen auf Punk/Hardcore-Konzerten im Moshpit (als ich noch jung war) decken sich ebenfalls mit Maliks Beobachtungen. Da wurde einem immer sofort wieder aufgeholfen, wenn die Brille auf dem Boden lag, hat gleich einer mit dem Feuerzeug geleuchtet etc.